Die Wahrheit in all ihren Formen, den Weg in all seinen Stufen
wollen wir durchdenken, üben, verwirklichen.

Viele Wege – ein Ziel.

Im Laufe der Jahrtausende hat sich eine fast unüberschaubare Menge an Schriften, Kommentaren und systematischen Analysen angesammelt, die den Dharma, also die Lehre des Buddha, aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchten. Allein der Pali-Kanon, die älteste uns erhaltene Sammlung von buddhistischen Texten und Lehrreden, umfasst tausende von Seiten. Auf der einen Seite bedienen diese verschiedenen Zugänge zum Dharma die Präferenzen und Interessen einzelner Übender, auf der anderen Seite kann man sich schnell in diesem schier endlosen – und teilweise widersprüchlich erscheinenden – Wald aus Lehren und Interpretationen verlieren. Dennoch verfolgen all diese Formulierungen des Dharma ein gemeinsames Ziel: Die Überwindung von Leiden – oder positiv ausgedrückt, Erleuchtung.

Rückbesinnung auf die Grundprinzipien.

Wie viel müssen wir also wirklich lesen und studieren, um diesem Ziel näher zu kommen? Müssen wir wirklich all die Klassifizierungen verschiedener Geisteszustände des Abhidharma kennen, all die paradoxen Gleichnisse des Madhyamaka durchdringen und all die Aufzählungen des Pali-Kanons auswendig rezitieren können?

Während die tiefergehende Beschäftigung mit speziellen Teilbereichen der buddhistischen Philosophie durchaus nützlich und erkenntnisreich sein kann, schlägt Sangharakshita, der Gründer der Buddhistischen Gemeinschaft Triratna vor, dass wir uns auf die Grundprinzipien des Buddhismus besinnen, die der Buddha selbst formuliert hat – wie die Vier Edlen Wahrheiten, den Edlen Achtfachen Pfad und den Dreifachen Weg aus Ethik, Meditation und Weisheit. Wenn wir uns wirklich mit diesen zunächst recht simplen und verglichen mit den mystischen Lehren des Tantra oder der hochkomplexen Philosophie des Mahayana fast schon fade anmutenden Formulierungen des Dharma auseinandersetzen, werden wir schnell merken, dass sie uns sehr direkt an die Wurzeln unseres Leidens heranführen und eine Menge pragmatischer Anleitungen vermitteln, die uns dabei helfen, glücklicher zu werden.

Mehr und mehr von weniger und weniger.

Daraus folgt ein ebenso pragmatischer wie ermutigender Grundsatz: Mehr und mehr von weniger und weniger. Letztendlich wird uns ein rein intellektuelles Verständnis selbst der komplexesten Aspekte des Dharma nicht dabei helfen, unser Leben nachhaltig zu verändern – wir müssen laut Sangharakshita stattdessen emotionale Entsprechungen für dieses intellektuelle Verständnis finden. Der Dharma, die Lehre des Buddha, will nicht nur studiert, sondern vor allem gelebt werden – er ist eine Einladung, zu kommen und für sich selbst zu sehen (ehipassiko).

Weitere Infos

Zum Hören:

Vortrag „Dharmastudium“ von Bodhimitra, Leiter des Buddhistischen Zentrums Arnsberg und Mentor der Buddhistischen Gemeinschaft Gelnhausen.

Zum Lesen:

Sangharakshita – Buddhadharma
Auch über 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung eines der wichtigsten Grundlagenwerke über Buddhismus, gleichermaßen tiefgründig und inspirierend. Erhältlich in unserem Buchladen vor Ort.